ls Grund- und Immunitätsherr hatte das Stift über seinen Vogt Graf Friedrich III von Isenberg beim Papst in Rom und Erzbischof Engelbert in Köln heftige Klage geführt. Die Stiftsdamen warfen Friedrich eklatante Einmischungen in innere Angelegenheiten des Klosters und unangemessene finanzielle Forderungen vor. Hatte Engelbert innerlich widerstrebend und auf kaiserlichen und
päpstlichen Befehl in den einsetzenden Essener Vogteistreit eingegriffen - oder hatte er den territorialpolitischen Nutzen des Erzstiftes gegen den Interessen seiner Verwandtschaft verfolgt? Ist letzteres eine haltlose Verdächtigung? Es lag jedenfalls ganz auf der Linie der Politik Engelberts, das Essener Herrschaftspotential von dem des Isenbergers zu trennen, zumal dieser nach seinem, Engelberts Tode, im Bündnis mit den Limburger Herzögen, welche dann auch die Grafschaft Berg
innehaben würden, dem Erzstift ein nicht zu unterschätzender und gefährlicher Gegner werden konnte. EB Engelbert übernahm 1225 die Entscheidung des Vogteistreites zwischen dem Reichsstift Essen und seinem Vogt Friedrich III von Isenberg. Friedrich widersetzte sich Anfang November 1225 zu Soest einer in Anwesenheit Engelberts gemachten Offerte zur Beilegung des Konfliktes. Mut und Rückhalt für seinen standhaften Widerstand in den dreitägigen ergebnislos verlaufenen und auf den 10.
November vertagten Verhandlungen, zu denen es jedoch nicht kam, konnte Friedrich aus seiner Verbindung mit den Limburger und anderer westfälischer Großen schöpfen. Er war mit Sophie, der Tochter Herzog Walram III v. Limburg und Graf von Luxemburg, vermählt. Zudem durfte zu diesem Zeitpunkt das Unternehmen bereits ins Auge gefaßt worden sein, Engelbert nach seiner wohl beabsichtigten Gefangennahme und Verbringung auf Burg Isenberg zu Zugeständnissen zu bewegen oder zu zwingen. Das
blutige Geschehen am späten Nachmittag des 7. November 1225 in einem bewaldeten Hohlweg bei Gevelsberg, das mit dem Tod Engelberts endete, ist durch die Engelbert-Vita des Mönchs Caesarus von Heisterbach überliefert worden. Hält man Friedrich von Isenberg für den Alleinverantwortlichen, so kommt - nach Auswertung der Quellen - als einzig sachlich begründete Motiv der Streit um die Essener Vogtei in Betracht. Handelte es sich aber um eine weitverzweigte Verschwörung, dann
hatten die beteiligten Parteien (Herzog Walram, Friedrichs Schwiegervater als vermutlicher Drahtzieher) auch ihre eigenen, teilweise unterschiedlichen Gründe und Motive zur Opposition gegen Engelbert. Der Anschlag hätte dann im wesentlichen politische Gründe. Die Durchführung des Unternehmens überließ man demnach dem Isenberger. Als Schlußfolgerung der Vorgänge am 7. November steht nach wir vor die unbeantwortete Kernfrage im Raum, wurde an Engelbert ein
geplanter Mord oder ein unbeabsichtigter Totschlag verübt? Diese Frage kann so lange nicht eindeutig beantwortet werden, bis nicht neue, z.Zt. noch unbekannte Dokumente aufgefunden werden, die eine Aussage zugunsten der einen oder anderen Hypothese zulassen. So verbleibt die Feststellung, daß die Umstände des Todes Engelberts zum jetzigen Zeitpunkt noch als ein ungeklärter Kriminalfall des 13. Jahrhunderts anzusehen ist. |